Kinder unter Belagerung

4. Juni - Internationaler Tag gegen Gewalt an Kindern

Eine Bombe hat Rita den Boden unter ihren Füßen weggerissen. Das achtjährige Mädchen war gerade aus dem Schulbus ausgestiegen und wartete mit ihren Schulkameraden im Hof, darauf dass die Schule in einem Vorort von Damaskus beginnt. 60 Kinder wurden schwer verletzt. Rita, einer enthusiastische Balletttänzerin und Schwimmerin, mussten beide Beine amputiert werden.

Fatme, schläft in der elterlichen Wohnung als zwei Granatsplitter sie auf der Stirn und am Handgelenk verletzen. Noch in derselben Nacht flüchtet sie mit ihrer Familie in den Libanon. Im kleinen Ort Rayfoun, etwa 45 Autominuten außerhalb von Beirut in den Bergen gelegen, besuchen wir sie und andere syrische Flüchtlingsfamilien. Fast alle hier haben zu Hause in Syrien alles verloren, sind über Nacht mit dem geflohen, was sie am Leib trugen. Die seelischen Narben sind tief. In den Träumen verfolgt sie das was sie sehen und hören mussten. "Hier in den aus alten Planen und Plastikfolien improvisierten Zelten aus, in Garagen und Kellern, in eigentlich unbewohnbaren, oft halb verfallenen Räumen leben Tausende Flüchtlingsfamilien aus Syrien. Manchmal schlafen bis zu 15 Menschen in einem winzigen Raum", berichtet Caritas Mitarbeiter Stefan Maier. Er arbeitet seit 24 Jahren im Libanon

Zahlen, die für sich sprechen.
Mit Mai 2014 sind mehr als 2,8 Millionen Menschen aus Syrien geflohen. Mit 1,1 Millionen registrierten Flüchtlingen befindet sich der Großteil im Libanon, der von seiner Fläche her mit Tirol vergleichbar ist. Drei Viertel der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. 8000 Kinder mussten ohne ihre Eltern, ganz auf sich allein gestellt, aus Syrien fliehen. 40.000 Babys sind auf der Flucht auf die Welt gekommen. Kein Staat fühlt sich für sie verantwortlich.

… und dennoch einen Minimalausschnitt abbilden
Drei Jahre Gewalt und Chaos haben Syrien zu einem der gefährlichsten Orte der Erde für Kinder gemacht. Tausende sind gestorben, wurden verletzt, haben Beine oder Arme verloren. Ganz sicher aber haben sie ihre Kindheit verloren: Sie haben Familienangehörige verloren, ihre Klassenzimmer, ihre Lehrer, Freunde zum Spielen, ihr Zuhause, regelmäßige Mahlzeiten, sauberes Trinkwasser und ihre Sicherheit. Anstatt in der Schule zu lernen oder mit Freunden zu spielen, sind sie zur Untätigkeit verurteilt, arbeiten unter ausbeuterischen Bedingungen oder laufen Gefahr Opfer sexueller Gewalt zu werden. Junge Mädchen werden verheiratet in der Hoffnung zumindest irgendwie versorgt zu sein. So sieht Gewalt an Kindern aus.

4. Juni Internationaler Tag gegen Gewalt an Kindern
Drei Jahre Bürgerkrieg in Syrien haben Kinder und Jugendliche jeglicher Möglichkeit beraubt normal und gesund groß zu werden. Drei Jahre sind für Kinder eine sehr lange Zeit - ein Neugeborenes entwickelt sich in dieser Zeitspanne zu einem Kindergartenkind, ein neunjähriges Schulkind zu einem Teenager. Der von der UN 1982 ins Leben gerufene Internationale Tag für unschuldigen Kinder, die Opfer von Aggression und Gewalt werden erinnert am 4. Juni an das Leid von Kindern auf der ganzen Welt. Jedes einzelne Kind, das Opfer von physischem, mentalem und emotionalem Missbrauch wird, ist eines zu viel.

Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen hilft die Caritas seit Ausbruch des Konfliktes in Syrien im März 2011. Mit unseren erfahrenen Partnern in Jordanien und Libanon verteilen wir Lebensmittel, Hygieneartikel, Decken, Matratzen, organisieren medizinische Hilfe, tragen die Kosten für den Schulbesuch oder ermöglichen unterernährten Kindern eine Schuljause.

Jetzt geht es ganz im Sinn der UN-Initiative "No lost Generation” darum, diese Generation an kriegstraumatisierten Kindern und Jugendlichen nicht allein zu lassen. Die Kinder zu schützen liegt uns besonders am Herzen. Sie sind die Zukunft jeder Region. Es ist unsere Verantwortung darauf zu schauen, dass sie diesen Bürgerkrieg so unbeschadet wie möglich überstehen und trotz allem die Fähigkeit entwickeln ihren Alltag und ihr Leben in Frieden leben zu können.

Schule für Sozialbetreuungsberufe & Kolleg für Sozialpädagogik